Wieso der Bär sexy ist | |||||
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Wer sich etwas eingehender mit Bärenmythen befasst, dem wird rasch einmal auffallen, das der Bär scheinbar widersprüchliche Eigenschaften auf sich vereinigt. Aus dunklen Kindheitsnächten ist er uns bestens als kuscheliger Teddybär vertraut, der uns Wärme und Geborgenheit spendete. Zum anderen erreichen uns immer wieder Berichte über Bären, in welchen er als zähnefletschende Bestie in Erscheinung tritt. Ein Widerspruch? Keineswegs. Die antagonistischen Qualitäten des Bären - auf der einen Seite seine wärmende Mütterlichkeit und auf der anderen seine ungeheure Gefährlichkeit - scheinen einander regelrecht zu bedingen. Konkret: Sie machen die symbolische Essenz des Bären aus. Einem roten Faden gleich durchziehen die Gegensätze die Kulturgeschichte: Bei den Griechen war der mütterliche Eifer der Bärin gegenüber ihren Jungen sprichwörtlich - nicht zuletzt weil sie glaubten, die Bärin würde ihre Jungen in ihre Form lecken. Gleichsam war der Bär den alten Hellenen - und vor ihnen Generationen von Jägern und Sammlern - seiner Gefährlichkeit wegen eine regelrechte Nemesis. Auch in der Sprache hat sich diese Ambivalenz niedergeschlagen. Gr. arktos leitet sich von ie. rksos, rktos her, was Zerstörer, Schädling bedeutet. Aus Furcht, man könnte den Bären bei der blossen Nennung seines Namen herbeirufen, wich man künftig auf andere Namen aus. So wurde der Bär bei den Germanen der Braune genannt. Interessanterweise steht die Farbe braun auch für das fruchtbare Antlitz der Muttergöttin, der Erde. Unbestritten ist auch, das Bär mit gebären verwandt ist. In der russischen Umschreibung medved (Honigesser) kommt der Aspekt der Fruchtbarkeit ebenfalls zum Tragen. Da Honig symbolhaft auch für Sexualität steht, erhärtet dies die Vermutung, dass der Bär auch ein Fruchtbarkeits-, bzw. Libidosymbol ist. Dergestalt finden wir ihn auch im Wappen der Stadt Bern wieder, wo der kriegerische Berner Mutz mit erigiertem Glied seinen Feinden Ehrfurcht gebieten will. Am Rande sei hier nur erwähnt, dass Bäreningredienzien seit Menschengedenken als Potenzmittel heiss begehrt sind. Wegen seines Winterschlafs ist der Bär auch ein aussagekräftiges Symbol für Wiedergeburt. Das Sexualität auch viel mit dem ewigen Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt zu tun hat, liegt auf der Hand. In dieser Domäne fühlt sich die Bärengöttin Artemis zuhause: Als Göttin der Jagd bringt sie zwar unweigerlich den Tod, als Herrin des Wildes ist sie aber gleichsam Garantin für immer neues Leben. Eine furchtbar fruchtbare Lady. Und gerade deshalb verdammt sexy. |
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